Brackenverein, 02.06.2025
Nachruf Hansjörg Baumann
Am 13. März 2025 starb der ehemalige ÖBV-Präsident Hansjörg Baumann im 84. Lebensjahr. Es ist über ein Vierteljahrhundert her, dass MF Sepp Tabernig ihn mir vorstellte – denn er war ÖBV-Präsident und ich wollte eine Peintingerbracke.
Dieser Berg von einem Mann (ein Ötztaler Berg – er würde darauf bestehen) glühte vor Begeisterung für die Bracken, besonders für „seine“ Peintinger. Kurzum: Er verschaffte mir meine erste Steirische Rauhaarbracke, weil er sich dadurch eine Zuchthündin in Tirol erhoffte. Wir blieben in Kontakt, und als ich ihn nach meinem ersten Wurf auf die schmale Zuchtbasis ansprach, erzählte er mir, dass keiner seiner geliebten Steirer das 10. Lebensjahr erreicht hatte. Er wolle, dass ich die Zucht reformiere und den Steirischen Rauhaarbracken das Aussterben erspare.
Er habe sich zum Ziel gesetzt, den Verein finanziell zu sanieren – und es sei schon einiges erreicht. Aber ohne gesunde Bracken brauche man keinen Brackenverein zu finanzieren. Und mit der ihm eigenen Sturheit hat er beides durchgesetzt.
Jahrelang hat er viel Arbeit und sein ganzes Herzblut in den ÖBV und die Hunde investiert – und mich und andere motiviert, die Brandln und die Peintinger nicht nur zu bewahren, sondern auch zu verbreiten, zu vermehren und schließlich mit der Auffrischungszucht zu veredeln. Ein zeitgemäßes Marketing mit Homepage, das Chromosoft-Zuchtprogramm und vieles mehr entstanden in seiner Ära und auf sein Drängen. Denn er war als Geschäftsmann im Vertrieb tätig und wusste, dass man nur etwas erwerben will, das man auch vorgeführt bekommen hat.
Der ehemalige Staatsliga-Boxer Baumann hatte stets genug Kampfgeist, um sich mit donnernder Stimme gegen Zweifler und Zögerer durchzusetzen. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, aber dann konnte ich ihm zum ersten Mal in der Zuchtgeschichte in einem Jahr 100 Peintingerwelpen liefern – das war immer sein Traumziel gewesen. Und der Brackenverein hatte genug auf der Bank, um mehrere Jahre durchzuhalten.
Auch als er durch eine Erkrankung ein Bein verlor, gab er nicht auf. Doch er wurde zunehmend emotionaler. Unter der harten Schale hatte Hansjörg ein weiches Herz. Die Breite, mit der die Auffrischungszucht bei beiden Rassen aufgezogen wurde, war ihm nicht mehr geheuer. Und was ich unter einem Langjäger verstehe – das wollte er (wie die meisten) nicht einmal geschenkt am Strick haben.
Aber Bracken, die auf Bewegungsjagden mit Sauen raufen oder gar Rotwild und Rehe jagen – das war ihm so fremd wie zuwider. Hansjörg, ein tirolerischer Traditionalist mit Leib und Seele, wollte nicht anerkennen, dass diese Jagdarten – und nicht die Nachsuche auf Verkehrsopfer – den Bracken Österreichs die Rettung vor dem Verschwinden in der jagdlichen Bedeutungslosigkeit gebracht haben.
Nach vielen Disputen trat er als Präsident zurück – und später leider sogar aus dem ÖBV aus. Zuletzt, um Weihnachten 2024, habe ich mit ihm lange telefoniert. Da war keine Bitterkeit, und die Bracken – die lagen ihm noch immer am Herzen.
Ich war ihm freundschaftlich verbunden. Aber auch jenen, auf die das nicht zutrifft, sollte Hansjörg Baumann als ein wichtiger Präsident, der viel bewegt hat für unsere Bracken, für sein Tun in Erinnerung bleiben.
Ewig lebt auf Erden nur der Toten Tatenruhm – und in den ewigen Jagdgründen, so hoff ich, da hat Hansjörg Baumann Brackengeläut empfangen.
Dr. med. Johannes Plenk
Präsident-Stellvertreter ÖBV